“Anderer” Führerstand: Meine Ersten Schritte als Fahrdienstleiter bei FREMO

Was ich an FREMO wirklich schätze, ist die Möglichkeit, Züge nach echten Fahrplänen zu fahren – und die große Vielfalt an Rollen, in die man schlüpfen kann. Die häufigste und meistgefragte Aufgabe ist die des Triebfahrzeugführers. Jeder FREMO-Tag ist in 2–4 Sessions eingeteilt, wobei jede Session etwa 2 Stunden in Echtzeit dauert (oder ca. 6 Stunden mit der 1:3-Schnellzeit). Je nach Größe des Arrangements und der Kreativität des Planers gibt es pro Session typischerweise 40–50 Buchfahrpläne. Das gibt jedem die Chance, pro Durchgang 2–3 Fahrpläne selbst zu fahren.

What I really enjoy about FREMO is the opportunity to operate trains according to real-life timetables, as well as the variety of roles you can take on. The most common—and usually the most in-demand—role is that of a train driver (Triebfahrzeugführer). Each FREMO meet day is organised into 2–4 sessions, with each session running about 2 hours in real time (or around 6 hours when using a 1:3 fast clock). Depending on the size of the arrangement and the creativity of the planner, there are typically 40–50 working timetables per session. This usually gives everyone the chance to run 2–3 timetables each time.

Neben der Rolle des Lokführers gibt es zahlreiche weitere wichtige Positionen: Fahrdienstleiter (Fdl), Zugleiter (ZL), Rangierleiter (Rgl), Zugbilder, Zugmelder, Wärter und Bahnhofslokführer (Bfs. Lok). Beim jüngsten FREMO-H0-Treffen in Rheda-Wiedenbrück brauchten alle größeren Bahnhöfe und Fiddle Yards – etwa Onnen oder Rath – erfahrene Spieler, um diese Aufgaben reibungslos zu übernehmen.

Beyond the train driver role, there are several other important positions: signaller (train operator) (Fahrdienstleiter, Fdl), train dispatcher (Zugleitung, ZL), shunting supervisor / yardmaster (Rangierleiter, Rgl), train compositionist (Zugbilder), block reporter (Zugmelder), pointman (Wärter), and local shunter driver (Bfs. Lok). At the recent FREMO H0 meet in Rheda-Wiedenbrück, each major station and fiddle yard—such as Onnen and Rath—required experienced participants to fill these roles effectively.

Ein Beispiel: Der Bahnhof Kranenburg benötigte ein vierköpfiges Team, um den Betriebsfluss zu steuern – zwei Fahrdienstleiter (Fdl Ost und Fdl West), einen Rangierleiter (Rgl) und einen Bahnhofslokführer (Bfs. Lok). Kranenburg war ein stark ausgelasteter Knotenpunkt für etwa ein Drittel des gesamten Arrangements und gleichzeitig die zentrale Schnittstelle für alle Züge von und nach dem Fiddle Yard Rath am Ende des langen Korridors.

For example, Kranenburg station needed a four-person team to manage the traffic flows: two signallers—Fdl Ost (East) and Fdl West—plus one shunting supervisor (Rgl) and one local shunter driver (Bfs. Lok). It was a busy interchange for roughly one-third of the entire arrangement, as well as the hub for all trains originating from or destined for the Rath fiddle yard at the end of the long corridor.

Zwischen meinen eigenen Fahrten beobachtete ich diese Teams bei der Arbeit. All diese Aufgaben erfordern ein hohes Maß an Koordination und Kommunikation – besonders zu Spitzenzeiten, wenn Züge aus beiden Richtungen einfahren und sortiert werden müssen. Verspätungen oder technische Probleme wie verschmutzte Gleise oder nicht funktionierende Weichen erhöhen den Druck zusätzlich.

I observed these teams at work between my own runs. Their roles require a high level of coordination and communication, especially during peak periods when trains arrive from both directions and need to be sorted. Delays or equipment issues—such as dirty track sections or malfunctioning switches—only add to the pressure the participants face.

Ich hatte die Gelegenheit, erstmals als Rangierleiter im Bahnhof Hoffnungsthal zu arbeiten. Ich hatte die Aufgaben und Verantwortlichkeiten eines Rangierleiters bereits im Fahrpersonals-Heft beschrieben – und konnte sie dort zum ersten Mal praktisch anwenden.

I had the opportunity to serve as a first-time shunting supervisor (Rangierleiter, Rl) at Hoffnungsthal station. I had previously outlined the duties and responsibilities of a shunting supervisor in the train crew booklet, and this was my first chance to put that knowledge into practice.

Güterzüge aus allen Richtungen – sowie Züge für das Teamtrack in Hoffnungsthal oder die Anschließer Richtung Großalmerode – werden auf den Gleisen 8 und 9 sortiert. Die Rangierlok, eine Köf II, fuhr ich ebenfalls selbst. In größeren, stärker ausgelasteten Bahnhöfen wie Kranenburg oder Oben Roden gibt es dafür einen eigenen Lokführer. Die Erfahrungen aus Hoffnungsthal fließen nun in die nächste Version meines Fahrpersonals-Hefts ein.

Goods trains arriving from all directions—as well as those destined for the team track in Hoffnungsthal and the industries toward Großalmerode—are sorted on Tracks 8 and 9. The shunting loco, a Köf II, is also operated by me. In larger, busier stations such as Kranenburg and Oben Roden, there is a dedicated shunter driver. What I learned at Hoffnungsthal will now be included in the next update of the train crew booklet.

Dann ging es für mich weiter zu einer deutlich größeren Verantwortung – der Rolle des Fahrdienstleiters. Jan Pilemand-Geertsen (JPG) hatte einen fiktiven dänischen Bahnhof namens Nordfaxe gebaut, inklusive eines beeindruckenden Stellpults mit insgesamt 382 LEDs. Ich sah ihm während der Morgensession beim N-RE-Treffen in Luckenwalde über die Schulter und fragte, ob er mir beibringen könnte, wie er den Verkehr aus allen Richtungen und vom großen Stahlwerk hinter der Station managte.

Moving on to a bigger role and responsibility – a signaller (Fahrdienstleiter). Jan Pilemand-Geertsen (aka JPG) built a fictional Danish station Nordfaxe with an impressive signal/urnout control panel (382 LEDs in total). I observed him managing the morning session at our N-RE meet in Luckenwalde as asked if he would teach me how he managed the traffic flows from all directions as well as from the huge steel work behind the station.

Schließlich fasste ich mir ein Herz und fragte ihn, ob ich die Nachmittagssession übernehmen dürfe, damit er selbst ein paar Züge fahren könne. Und tatsächlich – nach einem zweistündigen Crashkurs nahm ich direkt im „Führerstand“ des Stellwerks Platz. Nordfaxe ist bei unserem Treffen ein wichtiger Knotenpunkt zwischen West- und Ostdeutschland, und einige Züge benötigen dort einen Lokwechsel. Lange Ganzzüge – etwa 20 Wagen – wurden regelmäßig vom Stahlwerk abgefertigt oder dorthin geschickt.

I bravely asked him whether I could take over the afternoon session and manage the station for him so that he could be free to run some trains. And yes—after a two-hour crash-course, I jumped straight into the “driving” seat. Nordfax is an important interchange between trains from West and East Germany at our meet, and certain trains require a locomotive change there. Long unit trains—around 20 wagons—were regularly received from or dispatched to the steelworks.

Man kann sich vorstellen, wie es ist, das alles als Ersttäter zu meistern: Züge zu disponieren, gleichzeitig Lokwechsel zu koordinieren und Ganzzüge zu verschieben. De facto spielte ich die Rolle des Fahrdienstleiters – und gelegentlich auch die des Rangierleiters – während ich das Stellpult bediente und den Nachbarbahnhöfen Anbieten-/Annehmen-Meldungen gab.

So you can imagine what it was like for a first-timer like me: not only dispatching trains, but also coordinating locomotive changes and handling unit-train transfers. In other words, I was effectively performing the role of signaller (Fahrdienstleiter) and, occasionally, shunting supervisor (Rangierleiter), all while operating the control panel and giving offer/accept (Anbieten/Annehmen) authorities to the neighbouring stations.

Jan gab mir drei wertvolle Tipps für ein effektives Gleismanagement im Bahnhof:

  1. Die Einfahrsignale sind die besten Freunde des Fahrdienstleiters.
    Sie sind wie Schlüssel, die den Zugang zum Bahnhof kontrollieren. Nutze sie bewusst, um zu entscheiden, wann Züge einfahren dürfen, und stelle sie sofort wieder auf Halt, damit niemand „ungewollt“ folgt. Lass Züge ruhig an den „Türen“ warten, wenn du im Bahnhof noch nicht bereit bist. Keine Eile!
  2. Die Hauptaufgabe des Fahrdienstleiters ist es, Gleise freizuhalten.
    Wenn Züge abfahrbereit sind, schicke sie zuerst raus. Nur so schaffst du Platz für die nächsten eintreffenden Züge. Rein kommt nur etwas, wenn vorher etwas rausgefahren ist!
  3. Durch das Blockieren der Einfahrten und das Wegräumen der im Bahnhof stehenden Züge gewinnst du den nötigen Handlungsspielraum.
    Erst wenn die Gleise frei sind, kannst du sinnvoll über die verbleibenden Züge entscheiden: rangieren, sortieren, umsetzen usw.

Jan taught me three useful tips for effective station track management:

  1. The station entry signals are the signaller’s best friends.
    They’re like keys that control access to your station tracks. Use them deliberately to decide when you want to let trains in, and set them back to red immediately to prevent others from entering. Let trains wait at the “doors” — the entry signals — if you’re not ready. There’s no rush.

  2. Your job as a signaller is to clear the tracks.
    When trains are ready to leave, send them out first. By doing so, you free up track space for incoming trains. Nothing can come in unless something goes out!

  3. By locking out incoming trains and sending out the ones already in the station, you create the room you need to manage what remains.
    Once you’ve freed the tracks, you can decide what to do with the trains that are staying — shunting, sorting, moving them to other tracks, and so on.

Bei so vielen gleichzeitigen Abläufen sind Verspätungen völlig normal – wie im echten Betrieb. Aber wie Peter Elleby sagte: Immer einen Zug nach dem anderen managen, dann fließt der Verkehr irgendwann wieder. Und es funktionierte: Innerhalb dieser zweistündigen Session bekam ich alles unter Kontrolle. Für einen Ersttäter war es eine großartige Erfahrung – und eine solide Grundlage für die nächste Ausgabe meines Hefts.

With so much happening simultaneously, delays are normal — just like in real life. But as Peter Elleby put it: manage one train at a time, and eventually the traffic will flow smoothly again. And it worked: within that two-hour session, I managed to get everything under control. It was a GREAT experience for a first-timer and a solid foundation for the next version of my booklet.

Es ist selten, dass relativ neue Teilnehmer bei einem FREMO-Treffen eine so große Rolle übernehmen dürfen. Wenn du einmal die Chance bekommst – und jemanden findest, der bereit ist, dich anzuleiten und zu begleiten – dann nutze diese Gelegenheit und setz dich in einen ganz anderen „Führerstand“!

It’s rare for relatively new participants to take on such a big role at a FREMO meet. If you ever get the chance — and find someone willing to teach and guide you — jump at the opportunity to sit in a different driver’s seat!

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